Die Gründonnerstagssuppe – das ist nicht einfach nur ein grünes Etwas im Teller, das ein bisschen nach Wiese schmeckt. Nein! Sie ist eine kulinarische Legende, ein Kräuter-Karneval im Frühlingstopf, ein fröhliches Durcheinander aus alten Bräuchen, göttlichen Symbolen und einem Hauch Hexenküche.
Denn was kaum jemand weiss: Diese Suppe hat es in sich. Im wahrsten Sinne! Genau neun Kräuter müssen rein – nicht acht, nicht zehn, neun! Warum? Weil die Zahl neun in der magischen Welt der alten Heiden als total perfekt galt. Und wer will schon eine unperfekte Suppe?
Die Auswahl der Kräuter ist übrigens eine Kunst für sich. Da streiten sich Generationen: Die einen schwören auf Giersch, Brennnessel und Sauerampfer. Die anderen sagen, das muss nach Wald und Wiesen schmecken – mit einem Hauch „Ui, das brennt ein bisschen auf der Zunge!“ Meine Oma sagte immer: „Wenn's nicht ein bisschen nach Gesundheit und Abenteuer schmeckt, ist es keine echte Gründonnerstagssuppe!“
Und wo kommen die Kräuter her? Natürlich frisch aus dem Garten oder – für die ganz Mutigen – aus der freien Natur, wo man auf dem Bauch robbend durch den Wald kraucht und hofft, nicht versehentlich Löwenzahn mit Löwenminze :-) verwechselt. (Gibt’s nicht? Genau das dachte man auch vom Bärlauch, bis er auf einmal überall war.)
Die Suppe steht aber nicht nur für Geschmack, sondern auch für das grosse Ganze: den Frühling, das neue Leben, das Aufblühen der Natur – und für die Hoffnung, dass der Winter sich jetzt bitte endgültig vom Acker macht. Sie ist ein fröhliches „Hallo, Leben!“ mit Löffel und Schmatzgeräusch.
Ob christlich, heidnisch oder einfach nur hungrig – wer am Gründonnerstag seine neun Kräuter zusammenbekommt, hat nicht nur einen grünen Magen, sondern auch ein Stück alte Weisheit auf dem Teller. Und vielleicht, ganz vielleicht, auch ein kleines bisschen Zauberkraft.
Rezept Gründonnerstagssuppe
Für alle, die sie sich auf jeden Fall die Suppe kochen möchten, hier das *Rezept:* Je eine Handvoll Wildkräuter wie auf dem Foto, 2 EL ÖL; 2 EL Mehr, 1 mittlere Zwiebel, 1 ½ Liter Gemüsebrühe, 2dl Rahm oder Crème fraîche, Salz und Pfeffer.
1. Zwiebeln und Kräuter fein schneiden
2. Öl in einem Topf erhitzen und Zwiebeln kurz andünsten
3. Mehl dazugeben und mit der Gemüsebrühe aufgiessen
4. unter Rühren aufkochen und während 5 Minuten köcheln lassen. Zwischendurch gut umrühren
5. nun die Kräuter hinzufügen und für 10 Minuten weiterkochen
6. nach Geschmack mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit Rahm oder Crème fraîche verfeinern
7. mit Gänseblümchenblüten dekorieren und mit Brot servieren
Viel Spass beim Sammeln, Kochen und anschliessenden Geniessen.
Kein Wunder, dass dieses Grün uns Menschen lebendig macht, die Sinne aktiviert, das Blut kräftig rot färbt und die Bewegungen geschmeidig macht.